Mein Name ist Kristina und ich bin Sozialarbeiterin und Gründerin des
Begegnungsraums „Geburtstrauma statt Traumgeburt“ in Connys Hebammenpraxis.
Zum Roses Revolution Day darf ich einige informative sowie persönliche Worte per Heblog an euch richten:
Im Jahr 2011 gründete die spanische Feministin und Geburtsaktivistin Jesusa Ricoy den Roses Revolution Day – ein Aktionstag gegen Gewalt in der Geburtshilfe.
Am 25. November legen somit weltweit Frauen rosafarbene Rosen vor den Kreißsaal, in welchem sie bei der Geburt ihrer Kinder jegliche Art von Gewalt erfahren haben (verbale, körperliche, seelische Gewalterfahrung)
Oftmals sind die Rosen von Botschaften und Briefen an die Hebammen und Ärzt*innen begleitet, um ein Bewusstsein für gewaltvolles Verhalten in der Geburtshilfe zu fördern, einfühlsamere Praktiken anzuregen und vor allem, um die eigene negative oder traumatische Geburtserfahrung zu verarbeiten.
Der Tag wurde mittlerweile eine internationale Bewegung, der betroffenen Frauen eine Stimme verleiht – die ihnen vielfach während der Geburt genommen wurde. Viele Betroffene schreiben zusätzlich im Rahmen dieser Bewegung anonym ihre Geburtserfahrungen auf, die von entsprechenden nationalen Vereinen oder Initiativen gepostet werden.
Eine sehr ausführliche Definition von Gewalt in der Geburtshilfe ist auf der deutschen Seite zum Roses Revolution Day zu finden: https://www.rosesrevolutiondeutschland.de/Gewaltformen/
Wenn du dir nicht sicher bist, ob der Begriff „Gewalt“ auf dich zutrifft, ist die Seite eine gute Möglichkeit der Orientierung.
Ich habe selbst bei der Geburt meines Kindes traumatisches durchlebt und kann mich gut daran erinnern, dass ich mir schon währenddessen dachte: Das ist Gewalt!
Es fanden Eingriffe statt, denen ich nicht zustimmte; Eingriffe, die ich explizit mit den Worten „Hören Sie auf!“ versuchte zu beenden, die jedoch einfach ignoriert wurden; unterlassene Kommunikation, die mir beim Nachvollziehen diverser, medizinisch wohl notwendiger Entscheidungen geholfen hätte.
Ich habe mich zwar ausdrücklich gewehrt, vieles im späteren Verlauf der Geburt jedoch über mich „ergehen“ lassen, weil man mich nicht hörte, nicht in den Prozess einband, sondern wie eine passive Teilnehmerin der Geburt meines eigenen Kindes behandelte – indem man entsprechende Kommentare oder Handlungen setzte. Und auch das ist Gewalt.
In den folgenden Monaten bemerkte ich, dass ich mich aktiv mit der Erfahrung beschäftigen und die Gewalt ansprechen muss, um aus dieser passiven Rolle, in die ich gedrängt wurde, herauszukommen.
Es gibt bestimmt vielfältige Wege, eine negative, traumatische oder gewaltvolle Geburtserfahrung aufzuarbeiten und zu verarbeiten.
Die Bewegung um den Roses Revolution Day stellte für mich eine große Erleichterung dar, da es nicht nur viele Informationen zur Thematik bereitstellt, sondern auch aufzeigt, wie häufig Gewalt in der Geburtshilfe tabuisiert wird, obwohl sie so ubiquitär ist - und dass ich damit nicht alleine bin.
Die Gründung des Begegnungsraums und der Austausch mit weiteren betroffenen Frauen waren eine weitere Konsequenz.
Meine Rose habe ich letztes Jahr gemeinsam mit einer Teilnehmerin des Begegnungsraums abgelegt.
Die Rose abzulegen war für mich – wenngleich auch ein schwieriger Moment – nicht nur eine Ermahnung an alle Hebammen und Ärzt*innen, die sich gewaltvoller Handlungen bedienen, sondern auch ein symbolischer Akt der Befreiung.
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